Wolfgang Fierek und „Nightmare“ bei der Einfahrt zur Kaiserwiese. © Heidi Källner
Sternfahrt DGM – Muskeltour
Aus allen Himmelsrichtungen kamen sie die brummenden, krächzenden, dröhnenden, schnaubenden und jubelnden Biker und Chopper, Moto-Cross-Maschinen, Enduro, Roller, Triker, Gespanne – vom Norden und Süden, vom Westen und Osten und die Kaiserwiese in Nördlingen verwandelte sich in ein Mekka für Motorradfahrer.
Matthias, der starke Mann im Rollstuhl, der Mann mit den Träumen und dem großen Willen seine Träume zu leben. Ein Mann der nie aufgibt, das Vorbild für gesunde Menschen – Matthias, der nichts mehr selbstständig bewegen kann, den Kopf nicht drehen, nicht laufen und sitzen, der mit winzig krümeligen Bissen „gefüttert“ (das Wort erträgt er nicht) werden muss, der nur 5 höchstens 6 Jahre Lebenserwartung HATTE – am 3. Januar 2013 feierte er seinen 40.Geburtstag. Nie haben seine Beine ihn getragen und noch nie konnte er sich im Bett selbstständig auf die andere Seite drehen. Kein kitzelndes Haar, keine störende Mücke auf der Nase kann er vertreiben, er ist hilflos – total hilflos. Soll ich noch mehr über ihn berichten? Ich glaube, dass das reicht. Sie ahnen selbst – da geht nichts mehr. NUR – etwas ist voll da – sein Verstand. Er entwickelt Computerprogramme für behinderte Menschen – UND er organisierte zum vierten Mal die Muskeltour.
UND Wolfgang Fierek, der Mann mit dem Herzen wie ein Bergwerk, so tief, so stark und groß für Jung und Alt, für Kranke und Gesunde, für Behinderte und Nichtbehinderte. Sein ehrliches Strahlen, sein aufrichtiges Fühlen und Zuhören. Er übersieht niemanden, er gibt sich mit jedem ab, er ist trotz all seinem Erreichten ein „MenschNormal“ geblieben, warmherzig und liebenswert.
Matthias hat ihn eingeladen und Wolfgang Fierek kam zum vierten Mal nach Nördlingen auf seiner Harley „born to ride free“. Die beiden „gestandenen“ Mannsbilder sind zu echten Freunden geworden. Gage? Nein, natürlich nicht. An so einem Tag verzichtet jeder auf seine Gage.
Es soll kein Bericht über eine besondere Veranstaltung werden. Ich möchte einfach wiedergeben, wie berührend und erlebenswert diese „Große Benefiz-Motorradrundfahrt für Muskelkranke Menschen“ von Matthias organisiert, delegiert und auf den Weg gebracht wurde.
1000 begeisterte Motorradfahrer, allen voran Wolfgang Fierek, brausten durch das Ries, begleitet von der Polizei, der Feuerwehr und vielen freiwilligen Helfern.
Alle wollten darauf aufmerksam machen: wir sind gesund – vergesst die Kranken und Schwachen nicht in eurem täglichen Leben.
Am Rande erwähnt: Mein Job dabei war die Kaffee – und Kuchentheke. Natürlich habe ich Pause gemacht. Warum wohl? Um den Auszug und auch den Einzug dieser gigantischen Maschinerie im Bild zu erleben, inmitten dem „Höllenlärm“ ähnlich himmlischer Harfenklänge zu stehen – und Gänsehaut zu spüren.
Ja wirklich, es war ein sagenhaftes Gefühl. Können Sie, kannst Du das verstehen? Nein? Mitmachen, dabei sein, erleben und fühlen, das Dröhnen und Heulen, das Flüstern und Knattern, das . . .